Samstag, 13. März 2010

Donauwellen

Wer in den 70ern und 80ern in einer Kleinstadt aufgewachsen ist, kennt Donauwellen. Die meisten von uns haben sie seitdem aber leider nicht mehr gegessen. Dieser Kuchen ist wirklich kein bisschen raffiniert, elegant, interessant oder außergewöhnlich. Er ist einfach nur lecker, und es ist eine Menge davon da. Abgesehen von diesen beiden Vorteilen spricht für ihn, dass die dunkle, glänzende Schokoladenoberfläche zum Schluss eine tolle Dekorationsfläche hergibt (wir haben mal aus einer Donauwelle einen Gutschein für ein Take That-Konzert gemacht, KREISCH!), dass er einfach zu machen ist und dass er dank der Creme im Kühlschrank mehrere Tage lang lecker bleibt. Die Riesenmenge macht ihn außerdem zum perfekten Büro-Geburtstagskuchen. Ich muss aber warnen: wenn doch was übrig bleibt und man ihn einfriert, dann leidet die Schokoschicht darunter.
Meine Mutter hat irgendwann aufgehört, Donauwellen zu backen, weil ihr das zu viel Arbeit war. Ich verstehe zwar, was sie meint, aber zu viel Arbeit ist es eigentlich nicht, die Arbeit zieht sich nur leider ein bisschen. Wer in letzter Sekunde noch einen Geburtstagskuchen braucht, soll entweder einen kaufen oder Brownies backen, die gehen blitzschnell. Bei diesem Kuchen muss man erst die Teige backen, dann die Creme daraufstreichen und ganz zum Schluss den Schokoguss auftragen, und zwischen all diesen Schritten muss eine gewisse Zeit vergehen, sonst wird es nichts. Das kann schon mal sechs-sieben Stunden dauern.

Eine Frage, die ich bis jetzt noch nicht endgültig klären konnte, ist die: wohin mit dem übrigen Palmin? Ich habe sonst keine Verwendung dafür, und so viele Donauwellen backe ich nicht. Im Kühlschrank fängt es aber wie jedes Fett früher oder später an, nach Kühlschrank zu riechen. Kann man es einfrieren? Vielleicht versuche ich das mal.

ACHTUNG, Warnhinweis: die Zutaten sind diesmal über das ganze Rezept verteilt, weil ich keine Lust hatte, im Rezept zu erläutern, welche Butter und welcher Zucker gerade gemeint sind. Also erst das ganze Rezept lesen, die Kirschen nicht übersehen und dann einkaufen gehen!

Zutaten für den Teig:
250 Gramm weiche Butter
200 Gramm Zucker
6 Eier (Größe L)
350 Gramm Mehl
1 Päckchen Backpulver
1 Prise Salz
2 Eßlöffel Kakao
etwas Milch

Den Ofen auf 175° vorheizen. Ein möglichst tiefes Backblech mit Backpapier auslegen.
Alle Zutaten bis auf Milch und Kakao verrühren. Die Hälfte des Teiges auf das Backblech streichen, dann den restlichen Teig mit Milch und Kakao verrühren und auf dem hellen Teig verteilen. Falls der Teig von Anfang an ziemlich fest sein sollte, kann auch schon vor dem Kakao etwas Milch dazu. (Aber nicht zu viel, sonst schmeckt der Kuchen langweilig!)

2 große Gläser Sauerkirschen in einem Sieb abtropfen lassen, die Kirschen auf dem Teig verteilen und mit den Fingern ein bisschen festdrücken. Dann das Ganze 20 bis 30 Minuten backen, nach 15 Minuten die erste Stäbchenprobe! Das Blech auf einem Kuchenrost auskühlen lassen. Die Creme darf erst darauf verteilt werden, wenn der Kuchen auf Zimmertemperatur ist!

Zutaten für die Creme:
1 1/2 Liter Milch
4 Päckchen Puddingpulver Vanille
250 Gramm Zucker
1 Prise Salz
500 Gramm Butter in Stücken
2 Portionsstücke Palmin

Den Pudding wie auf der Packung angegeben kochen, nur eben mit mehr Pudding - das heißt, wir rühren das Puddingpulver mit etwas Milch und dem Zucker und Salz an, kochen den Rest der Milch auf, nehmen sie von der Kochplatte, rühren den angerührten Pudding ein und lassen das Ganze noch mal aufkochen. So lange der Pudding noch warm ist, die Butter und das Palmin einrühren. (Ich werfe immer das Ganze einfach in den Topf und komme fünf Minuten später wieder, wenn es geschmolzen ist. Zum Durchrühren nehme ich dann einen Pürierstab oder den Handmixer, man dreht sonst durch, weil es ewig dauert, bis Fett und Pudding vermischt sind.) Jetzt die Creme auf den abgekühlten Kuchen streichen. Diesmal muss der Kuchen samt Creme sogar noch kälter werden, also entweder im Winter auf den Balkon damit, oder in den Kühlschrank. Ich weiß natürlich nicht, ob das bei euch auch so ist, aber bei mir passt ein Backblech genau quer in ein Kühlschrankfach.

Zutaten für den Guss:
2 Tafeln Halbbitter-Schokolade (und für diesen Kuchen müssen wir ausnahmsweise mal nicht die feine 70%-Lindt kaufen, normale Zartbitter tut es auch)
1 Tafel Vollmilchschokolade
drei Portionsstückchen Palmin

Alle Zutaten zusammen schmelzen. (Ums Schokoladeschmelzen wird sonst viel Wirbel gemacht. Mir ist noch nie Schokolade angebrannt, und ich gehe manchmal sogar telefonieren, während sie auf dem Herd steht. Wenn Fett zusammen mit Schokolade schmilzt, ist es aber, so weit ich weiß, noch weniger brenzlig. Also nichts mit Wasserbad oder so, sondern nehmt einfach einen Kochtopf dafür und lasst die Temperatur möglichst niedrig. Alles wird gut.) Die dunkle, glänzende Mischung bis auf Handwärme abkühlen lassen (also so lange, bis ihr einen Finger reinstecken könnt und es sich nur noch lauwarm anfühlt). Das ist deshalb wichtig, weil sich sonst die heiße Schokolade mit der Creme vermischt und der Guss nicht schön glatt und dunkel, sondern marmoriert aussehen würde. Die handwarme Glasur auf dem Kuchen verteilen, kalt stellen. Wenn der Kuchen samt Glasur richtig kalt ist, könnt ihr die Oberfläche noch dekorieren: mit Zuckerschrift, mit Kerzen, mit...

Donnerstag, 4. März 2010

Wirsingauflauf mit Speck

Komme ich zu spät für die Wirsingsaison? Ich glaube nicht, in den Läden liegt jedenfalls noch alles voll mit den Biestern. Und nach allem, was man hört, ist der Winter noch längst nicht vorbei. Manchmal kann man für mieses Wetter dankbar sein: bei strahlendem Sonnenschein habe ich weder Lust auf Wirsing noch auf Erbsensuppe.
Diesen Auflauf gab es bei uns zuhause immer dann, wenn die Lust meiner Mutter auf Wirsing größer war als ihr Widerwillen gegen unser Gejammer und Gemaule. Sie liebte Wirsing, wir hassten ihn, aber angesichts dessen, dass wir damals so gut wie jedes Nahrungsmittel hassten, war es dann auch schon fast egal. Was uns an diesem Auflauf ein bisschen tröstete, war der knusprige Speck obendrauf. Deshalb gab es einmal echten Krach: meine Mutter war bei einem anderen Metzger als sonst gewesen, der ihr wässrigeren Speck verkauft hatte, und im Ofen schrumpften die Scheiben so dermaßen zusammen, dass es so aussah, als hätte jemand zwei Drittel davon weggefressen. Die Hauptverdächtige war ich. Bei tausend anderen Gelegenheiten wäre der Verdacht gerechtfertigt gewesen, diesmal nicht. Es gab Geschrei und wütendes Geheule, und ich war fürchterlich in meiner Ehre gekränkt. Erst zwanzig Jahre später hat meine Mutter mir geglaubt, dass ich das mit dem Speck damals tatsächlich nicht war - tausend andere Sachen ja, aber das nicht.

Zutaten:
800 Gramm Wirsing (tut mir wirklich leid, aber von den meisten Wirsingköpfen wird da was übrig bleiben - wie wärs mit Kohlrouladen am nächsten Tag?)
1 kg mehlig kochende Kartoffeln
Salz
Fett für die Form
2-3 Zehen Knoblauch (je nachdem, wie groß die Zehen sind und wie viel Knoblauch man mag), fein geschnitten
200 g mittelalter Gouda
200 g Sahne
2 Eier (Größe L)
Muskatnuss
Pfeffer
1/2 EL getrockneter Majoran
300-400 Gramm Schinkenspeck oder Bacon in dünnen Scheiben

Den Ofen auf 200° vorheizen (Ober- und Unterhitze).
Die Wirsingblätter vom Kopf lösen, waschen und in Stücke zupfen. In einer Salatschleuder trockenschleudern, oder falls ihr keine habt, mit einem sauberen Geschirrtuch trockentupfen.
Die Kartoffeln schälen und in Scheiben schneiden (ca. 3 mm dick). Zuerst die Kartoffelscheiben in Salzwasser aufkochen lassen, nach sechs Minuten mit einem Schaumlöffel aus dem Wasser heben und den Wirsing in den Topf tun, ca. fünf Minuten kochen lassen. In die gefettete Auflaufform erst den Wirsing, dann die Kartoffeln füllen. Sahne, Gewürze, geriebenen Käse, Knoblauch und Eier mischen und über das Gemüse gießen. Nicht mit Gewürzen sparen, der Kohl und die Kartoffeln vertragen eine Menge! Allerdings beim Salz dran denken, dass noch der Speck dazukommt. 25 Minuten backen lassen, dann die Speckscheiben gleichmäßig auf den Auflauf ausbreiten und noch mal mindestens 20 Minuten backen - oder, bis der Speck schön braun und knusprig ist.