Sonntag, 28. Oktober 2012

Haferflockenkekse

2009. Meine Schwiegermutter hatte Geburtstag und ich eine Idee: sie bekam von mir ein Keks-Abo. Ein Jahr lang habe ich ihr jeden Monat eine Blechbüchse mit selbstgebackenen Keksen befüllt. Nach ca. vier Monaten hatte sie sich so daran gewöhnt, dass sie auch jetzt noch gerne mal eine Blechbüchse mitbringt, wenn sie uns besucht, und sie mit viel Aufforderungscharakter auf den Esstisch stellt und da auch stehen lässt. Kein Problem: vorausgesetzt, ich muss es nicht zwischen irgendwelche wahnsinnig wichtigen Aufgaben quetschen, backe ich gerne (wenn auch eigentlich lieber Kuchen als Kekse - Kekse sind immer so eine heimelige Vorstellung, aber spätestens nach dem dritten Blech fängt es an zu nerven. Einen Kuchen rühre ich in einer Viertelstunde zusammen und lege mich dann 45 Minuten aufs Sofa, während er backt, bei Keksen darf man sich nicht wegrühren, und für eine Blechdose voll geht schon mal ein kompletter Sonntagnachmittag drauf). Das Problem sind also nicht die Kekse an sich. Sondern der irgendwann immer hartnäckiger vorgetragene Wunsch meiner Schwiegermutter nach Haferflockenkeksen. Die hatte ich noch nie gebacken, wozu auch, wenn es sie so lecker (wenn auch ein bisschen süß) bei IKEA gibt? Irgendwann habe ich nach einem Rezept gesucht und es ausprobiert. Ich war enttäuscht, meine Schwiegermutter begeistert. Die Kekse schmeckten wie ein alter Müesliriegel. Nicht gut. Also probierte ich ein anderes Rezept, diesmal aus den USA, dem Land, in dem Haferflockenkekse zumindest laut "Willkommen in Pleasantville" für heile Welt, Mädchen in gebügelten Kleidchen mit Pferdeschwanz und quietschsaubere Idylle stehen. Ich dachte, diesmal wird es was. Das Ergebnis schmeckte diesmal wie ein alter Müesliriegel aus einem dieser Reformhäuser, die schlecht riechen, und war wieder keine zehn Minuten Arbeit wert, geschweige denn die drei Stunden, die ich tatsächlich damit zugebracht hatte. Trotzdem haben beide Fehlschläge den Wunsch meiner Schwiegermutter nach noch mehr Haferflockenkeksen nur noch weiter anfeuern können. Jetzt habe ich ein Rezept auf chefkoch.de gefunden, ein bisschen daran herumgemuckelt, und siehe da: geht doch.

Ofen auf 175°, Ober- und Unterhitze, vorheizen

Zutaten:
200 g Butter
200 g Zucker
Vanilleextrakt oder 1 Päckchen Vanillezucker
1 großes Ei
250 g blütenzarte Haferflocken
100 g Mehl
1 Päckchen Backpulver
1 große Prise Salz (perfekt ist eine große Prise Maldon)
Optional die abgeriebene Schale einer halben Zitrone (ich reibe natürlich keine halbe Zitrone ab, sondern eine ganze, aber schlampig)

Die weiche Butter (ich tue sie auf niedriger Stufe in die Microwelle, das mache ich beim Backen immer so, so lange sie nicht ausdrücklich kalt sein muss - hat noch immer funktioniert) mit dem Zucker und dem Salz verrühren, dann die anderen Zutaten unterrühren. Wenn die Butter weich ist, braucht man dazu noch nicht mal schweres Gerät, ein normaler Löffel tut es auch.

Ist der Ofen vorgeheizt, ein Backblech mit Backpapier auslegen, mit zwei Teelöffeln kleine (Weintraubengroß, würde ich sagen) Häufchen mit Abstand aufs Blech tun. Auf mittlerer Schiene backen, dabei nach spätestens fünf Minuten minütlich nachsehen, wie es ihnen geht. Verfärben sich die Ränder hellbraun, ist es so weit. Jetzt sind die Kekse noch ganz weich, deshalb stelle ich sie auf dem Blech auf einen Gitterrost und lasse sie erst zwei-drei Minuten abkühlen und hart werden, bevor ich sie mit einem Pfannenwender in ihre Büchse befördere.

Damit Schwung in die Kekswerkstatt kommt, nutze ich die ersten fünf Minuten im Ofen, um das nächste Blech fertig zu machen, und immer so weiter. Ihr habt doch zwei Bleche? Aus diesem Rezept sollten zwischen 60 und 80 Kekse werden - kleine, knusprige Flatscher. Wenn man die Zitrone weglässt und nervenstärker ist als ich, kann man sie natürlich auch noch mit geschmolzener Kuvertüre verzieren.

Freitag, 27. April 2012

Palatschinken

Die stammen nämlich aus einem uralten Kochbuch, das ich von meiner Oma geerbt habe, die es von ihrer Mutter geerbt hat. Es stammt aus Wien, und wenn man es beim Blättern hochkant hält, kann es passieren, dass zwischen den Seiten achtzig Jahre altes Mehl hervorrieselt. Geschrieben hat es "Küchenschef Franz Ruhm", zum Glück ist es nicht in Frakturschrift gesetzt, und es enthält neben diesem großartigen Pfannkuchenrezept auch Rezepte wie z.B. das für Erbsensuppe, in der ein Schweinerüssel mitgekocht werden soll. Auch sonst mangelt es nicht an Bäuscherln, Lüngerln und ähnlichem Gekröse, aber ich bin sicher, wenn ich mich dazu durchringen könnte, das zu probieren, wäre es bestimmt genau so gut wie diese Pfannkuchen.

Zutaten:
100 Gramm Mehl auf je ein mittelgroßes Ei ergeben drei dünne Pfannkuchen.

Wer mehr will, muss nicht rechnen können: 2 Eier auf 200 Gramm Mehl, 3 Eier auf 300 Gramm Mehl, 874 Eier auf 87400 Gramm Mehl.

Dazu pro Ei ein halber Esslöffel Zucker, eine ordentliche Prise Salz und ca. ein Glas Milch - die Milch vorsichtig und langsam zugeben und dabei mit dem Schneebesen rühren. Der Teig ist richtig, wenn ungefähr so flüssig ist wie Tomatensuppe aus der Dose, vielleicht ein bisschen fester. (Sag ich jetzt mal so. Irgendwas muss ich ja schreiben.) Es kommt aber zum Glück nicht allzusehr drauf an.

Ist der Teig fertig, sollte er noch mindestens eine halbe Stunde stehen, damit das Mehl aufquellen kann. Es schadet auch nichts, ihn abgedeckt über Nacht im Kühlschrank zu lassen, dann hat man morgens Pfannkuchen zum Frühstück, bevor man nur zwinkern kann.

Soll es losgehen, lasse ich ein kleines Stück Butter (ca. 1 Teelöffel) mit ein paar Tröpfchen Öl (damit es nicht anbrennt) in einer großen, gut eingebratenen Pfanne zerlaufen. (Auf meinem Herd stelle ich die Platte auf Stufe 7 von 9.) Wenn die Butter zu knistern anfängt, warte ich noch eine halbe Minute und tue dann eine kleine Suppenkelle voll Teig in die Pfanne. Dann halte ich die Pfanne schief, so dass der Teig sich ausbreitet und den kompletten Boden der Pfanne bedeckt. Ist der Pfannekuchen von unten goldgelb mit kleinen braunen Flecken (nachsehen mit einem Pfannenwender), kann man ihn umdrehen. Jetzt zeigt sich, ob die Pfanne wirklich gut eingebraten war, denn dann bleibt nichts kleben. Von der anderen Seite geht es schneller, meistens braucht er hier nicht länger als 20 Sekunden. Dann auf einen Teller tun, mit Zucker bestreuen, einrollen und den nächsten Pfannkuchen in Angriff nehmen. Neues Fett tue ich nur nach jedem zweiten Pfannkuchen in die Pfanne.

Plätzchen, Tortenboden usw.

Obwohl ich bestimmt 40 Kochbücher habe, habe ich seit Jahren kein Rezept für Ausstecherle gefunden, das mich wirklich glücklich gemacht hat und die Mühe wert war. Es gab Teige, die waren zwar sehr gut, aber wirklich mies auszurollen und nie in einem Stück aufs Backblech zu kriegen; hinterher hätte kein Mensch mehr sagen können, ob dieser Keks ein Schwein, ein Schaf, ein Engel oder eine Wolke ist. Und dann gab es die, die so einfach zu handhaben waren, dass hinterher kein Krümel Teig auf der Tischplatte oder am Nudelholz klebte und ich mich schon fühlte wie ein Fließbandarbeiter, so zack-zack ging das, aber die fertigen Kekse schmeckten wie welche aus dem Supermarkt, die schon seit zwei Wochen in einer Schale in irgend einer trostlosen Büroküche herumstehen. Dann hatte ich Geburtstag, und weil es kurz vor Ostern war, hat meine Mutter mir zu meinem Geschenk auch eine große Dose mit selbstgebackenen Osterkeksen geschickt. Ich habe den ersten probiert und wusste sofort: Flora, du bist ein Vollhonk. Wieso ich nicht längst darauf gekommen war, meine Mutter mal um ihr Rezept anzuhauen, weiß kein Mensch. Aus diesem Teig wurden bei uns zuhause nicht nur Plätzchen, sondern auch Tortenböden - und so wenig ich sonst für Dosenobst und Tortenguss schwärme, die waren ziemlich lecker. Am liebsten mochte ich den mit Stachelbeeren aus dem Glas und Schlagsahne. Wie auch immer, dieser Teig kann alles: man kann ihn gut ausrollen, er ist keiner von der Sorte, die im Ofen um 14:01 noch kreidebleich und um 14:02 kohlschwarz sind, und er schmeckt richtig, richtig gut. Ungefähr so wie diese bretonischen Kekse oder richtig gutes Shortbread. Nicht zu sparsam mit dem Salz sein!


Zutaten:
210 Gramm Mehl
140 Gramm weiche Butter
70 Gramm Zucker
1 Eigelb
dicke, wirklich dicke Prise Salz


Alle Zutaten zu einem glatten Teig verkneten; wie immer bei solchen Teigen kann das ein bisschen dauern. Ich fange immer mit den Knethaken vom Rührgerät an, stelle es irgendwann entnervt in die Ecke und mache zu Fuß (also mit den Händen auf einer sauberen Tischplatte kneten) weiter. Den Teig in Alufolie oder Frischhaltefolie wickeln und noch für mindestens anderthalb Stunden (gerne auch über Nacht) in den Kühlschrank legen. Dann portionsweise durchkneten, auf leicht bemehlter Platte ausrollen und ausstechen. Soll ein Tortenboden draus werden, die Form buttern und den Teig erst grob rund ausrollen, dann in die Form drücken. Ich habe meine Mutter nicht gefragt, aber könnte mir vorstellen, diese Teigmenge reicht für zwei Tortenböden.

Wie auch immer: die Plätzchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und bei 180° im vorgeheizten Ofen (nicht Umluft, sondern normale Ober- und Unterhitze) backen, bis sie goldbraun sind. Das dauert bei mir so um die zehn Minuten, aber jeder Ofen ist anders, also vorsichtshalber nicht die Plätzchen in den Ofen schieben und dann am anderen Ende der Hütte irgend etwas anderes anfangen, sondern mit einer Tasse Tee daneben stehen bleiben, bis ihr die Zeit einigermaßen im Blut habt. Küchenwecker helfen da auch.