Donnerstag, 4. März 2010

Wirsingauflauf mit Speck

Komme ich zu spät für die Wirsingsaison? Ich glaube nicht, in den Läden liegt jedenfalls noch alles voll mit den Biestern. Und nach allem, was man hört, ist der Winter noch längst nicht vorbei. Manchmal kann man für mieses Wetter dankbar sein: bei strahlendem Sonnenschein habe ich weder Lust auf Wirsing noch auf Erbsensuppe.
Diesen Auflauf gab es bei uns zuhause immer dann, wenn die Lust meiner Mutter auf Wirsing größer war als ihr Widerwillen gegen unser Gejammer und Gemaule. Sie liebte Wirsing, wir hassten ihn, aber angesichts dessen, dass wir damals so gut wie jedes Nahrungsmittel hassten, war es dann auch schon fast egal. Was uns an diesem Auflauf ein bisschen tröstete, war der knusprige Speck obendrauf. Deshalb gab es einmal echten Krach: meine Mutter war bei einem anderen Metzger als sonst gewesen, der ihr wässrigeren Speck verkauft hatte, und im Ofen schrumpften die Scheiben so dermaßen zusammen, dass es so aussah, als hätte jemand zwei Drittel davon weggefressen. Die Hauptverdächtige war ich. Bei tausend anderen Gelegenheiten wäre der Verdacht gerechtfertigt gewesen, diesmal nicht. Es gab Geschrei und wütendes Geheule, und ich war fürchterlich in meiner Ehre gekränkt. Erst zwanzig Jahre später hat meine Mutter mir geglaubt, dass ich das mit dem Speck damals tatsächlich nicht war - tausend andere Sachen ja, aber das nicht.

Zutaten:
800 Gramm Wirsing (tut mir wirklich leid, aber von den meisten Wirsingköpfen wird da was übrig bleiben - wie wärs mit Kohlrouladen am nächsten Tag?)
1 kg mehlig kochende Kartoffeln
Salz
Fett für die Form
2-3 Zehen Knoblauch (je nachdem, wie groß die Zehen sind und wie viel Knoblauch man mag), fein geschnitten
200 g mittelalter Gouda
200 g Sahne
2 Eier (Größe L)
Muskatnuss
Pfeffer
1/2 EL getrockneter Majoran
300-400 Gramm Schinkenspeck oder Bacon in dünnen Scheiben

Den Ofen auf 200° vorheizen (Ober- und Unterhitze).
Die Wirsingblätter vom Kopf lösen, waschen und in Stücke zupfen. In einer Salatschleuder trockenschleudern, oder falls ihr keine habt, mit einem sauberen Geschirrtuch trockentupfen.
Die Kartoffeln schälen und in Scheiben schneiden (ca. 3 mm dick). Zuerst die Kartoffelscheiben in Salzwasser aufkochen lassen, nach sechs Minuten mit einem Schaumlöffel aus dem Wasser heben und den Wirsing in den Topf tun, ca. fünf Minuten kochen lassen. In die gefettete Auflaufform erst den Wirsing, dann die Kartoffeln füllen. Sahne, Gewürze, geriebenen Käse, Knoblauch und Eier mischen und über das Gemüse gießen. Nicht mit Gewürzen sparen, der Kohl und die Kartoffeln vertragen eine Menge! Allerdings beim Salz dran denken, dass noch der Speck dazukommt. 25 Minuten backen lassen, dann die Speckscheiben gleichmäßig auf den Auflauf ausbreiten und noch mal mindestens 20 Minuten backen - oder, bis der Speck schön braun und knusprig ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen