Obwohl ich bestimmt 40 Kochbücher habe, habe ich seit Jahren kein Rezept für Ausstecherle gefunden, das mich wirklich glücklich gemacht hat und die Mühe wert war. Es gab Teige, die waren zwar sehr gut, aber wirklich mies auszurollen und nie in einem Stück aufs Backblech zu kriegen; hinterher hätte kein Mensch mehr sagen können, ob dieser Keks ein Schwein, ein Schaf, ein Engel oder eine Wolke ist. Und dann gab es die, die so einfach zu handhaben waren, dass hinterher kein Krümel Teig auf der Tischplatte oder am Nudelholz klebte und ich mich schon fühlte wie ein Fließbandarbeiter, so zack-zack ging das, aber die fertigen Kekse schmeckten wie welche aus dem Supermarkt, die schon seit zwei Wochen in einer Schale in irgend einer trostlosen Büroküche herumstehen. Dann hatte ich Geburtstag, und weil es kurz vor Ostern war, hat meine Mutter mir zu meinem Geschenk auch eine große Dose mit selbstgebackenen Osterkeksen geschickt. Ich habe den ersten probiert und wusste sofort: Flora, du bist ein Vollhonk. Wieso ich nicht längst darauf gekommen war, meine Mutter mal um ihr Rezept anzuhauen, weiß kein Mensch. Aus diesem Teig wurden bei uns zuhause nicht nur Plätzchen, sondern auch Tortenböden - und so wenig ich sonst für Dosenobst und Tortenguss schwärme, die waren ziemlich lecker. Am liebsten mochte ich den mit Stachelbeeren aus dem Glas und Schlagsahne. Wie auch immer, dieser Teig kann alles: man kann ihn gut ausrollen, er ist keiner von der Sorte, die im Ofen um 14:01 noch kreidebleich und um 14:02 kohlschwarz sind, und er schmeckt richtig, richtig gut. Ungefähr so wie diese bretonischen Kekse oder richtig gutes Shortbread. Nicht zu sparsam mit dem Salz sein!
Zutaten:
210 Gramm Mehl
140 Gramm weiche Butter
70 Gramm Zucker
1 Eigelb
dicke, wirklich dicke Prise Salz
Alle Zutaten zu einem glatten Teig verkneten; wie immer bei solchen Teigen kann das ein bisschen dauern. Ich fange immer mit den Knethaken vom Rührgerät an, stelle es irgendwann entnervt in die Ecke und mache zu Fuß (also mit den Händen auf einer sauberen Tischplatte kneten) weiter. Den Teig in Alufolie oder Frischhaltefolie wickeln und noch für mindestens anderthalb Stunden (gerne auch über Nacht) in den Kühlschrank legen. Dann portionsweise durchkneten, auf leicht bemehlter Platte ausrollen und ausstechen. Soll ein Tortenboden draus werden, die Form buttern und den Teig erst grob rund ausrollen, dann in die Form drücken. Ich habe meine Mutter nicht gefragt, aber könnte mir vorstellen, diese Teigmenge reicht für zwei Tortenböden.
Wie auch immer: die Plätzchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und bei 180° im vorgeheizten Ofen (nicht Umluft, sondern normale Ober- und Unterhitze) backen, bis sie goldbraun sind. Das dauert bei mir so um die zehn Minuten, aber jeder Ofen ist anders, also vorsichtshalber nicht die Plätzchen in den Ofen schieben und dann am anderen Ende der Hütte irgend etwas anderes anfangen, sondern mit einer Tasse Tee daneben stehen bleiben, bis ihr die Zeit einigermaßen im Blut habt. Küchenwecker helfen da auch.
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Endlich mal wieder Café-Flora-Rezepte, hurra!
AntwortenLöschenDankeschön! Essen hält doch Leib und Seele zusammen, sagt man. Und das können Abkürzungsdamen allemal brauchen! (Mit Adoptionsdamen kenne ich mich noch (?) nicht so gut aus.
Vielleicht gibt es also dieses WoE einen Obstkuchen mit Flora-Tortenboden (nach den Muffins mit zerbröckelten Osterhasen und noch einem Nikolaus letzten Sonntag). Schönes Wochenende!
A.V.
Oh wie schön. Endlich mal ein richtig gutes Rezept für einen Shortbread-Boden.
AntwortenLöschenMehr als lecker!!!!
Vielen Dank